Athletes on Air – Thomas Wagner

In die Wiege gelegt oder doch viel harte Arbeit?

Dass diese Frage lediglich eine „Fangfrage“ ist, hat uns der Sportler unserer neuesten Athletes on Air Story, Handballer Thomas Wagner, ganz klar bewiesen.

Zwar lief Thomas schon als ganz kleiner Junge durch die verschiedensten Handballhallen in Salzburg, aber auf den Stand wo er heute ist, hat ihn das noch lange nicht gebracht. Als Sohn eines Trainers durfte er die Trainings und Spiele oft live miterleben, wurde damals schon von allen herzlich aufgenommen und wuchs quasi in der Halle auf. Die Liebe zum Handball begann demnach schon früh zu wachsen …

Und trotzdem entschied sich Thomas auch andere Dinge auszuprobieren und startete auch eine „Karriere“ im Judo. „Judo hat mir richtig viel Spaß gemacht und ich finde es bis heute eine echt coole Sportart. Ich bin froh, dass ich mit einer Kampfsportart gestartet habe, das hat mir auch im Handball extrem weitergeholfen. Ich hatte nie Angst vor Körperkontakt, konnte auf Berührungen bzw. Stöße des Gegners viel besser reagieren und wusste meinen Körper richtig einzusetzen. Die Fallschule, welche ein wesentlicher Teil im Kampfsport ist, hat sicher einen großen Teil zu meiner Verletzungsprävention beigetragen, da ich mich bei Stößen der Gegner richtig fallen lassen und abrollen kann. Weiters würde ich sagen, dass ich mein Selbstbewusstsein dort sehr stärken konnte, was mir in meinem Auftreten auf dem Feld sehr zugute kommt – ich hatte eigentlich nie Angst vor anderen bzw. älteren Spielern.“

Thomas ist gerade einmal 17 Jahre alt, besucht aktuell die 7. Klasse des SportBORG Innsbruck und wohnt seit Sommer 2023 in Schwaz – alleine!
Warum? Das erzählen wir euch in dieser neuesten Story – seid gespannt …

Wie oben bereits erwähnt, durfte/musste/konnte er sich schon immer mit älteren Sportlern messen und durfte mit diesen trainieren. Das hat ihn seinen Altersgenossen gegenüber natürlich oft einen Schritt weiter nach vorne gebracht. Mittlerweile ist es nicht mehr ein Schritt, sondern zahlreiche … Mit 13 Jahren der Wechsel ins Ausland -in die Talenteschmiede des Champions League Siegers vom Vorjahr – das Handballzentrum in Magdeburg. 3 Jahre genoss er dort eine durch und durch professionelle Ausbildung. Das Zimmer, das Essen, die Trainingsstätte, die Umfeldbetreuungsmaßnahmen, … alles an einem Ort. Im neuen Jahr 2024 dann der Umzug nach Innsbruck, zum Erstligisten Schwaz. „In Deutschland war das ein echter Luxus. Innerhalb von 100m konnte ich alles erreichen, was ich brauchte. Jetzt in Innsbruck ist das ein wenig anders, da brauche ich schon 30-40 Minuten, um zwischen Schule und Sportstätte zu pendeln. Aber um meinen Traum zu verwirklichen, nehme ich das gerne in Kauf!“

Den Wechsel nach Tirol bzw. nach Schwaz nennt Thomas nämlich sofort, als wir ihn nach seinem bisher größten bzw. schönsten Erfolg fragten … „Als die Anfrage aus Schwaz für die 1. Liga in Österreich kam, war das schon eine enorme Ehre für mich. Die Entscheidung fiel mir natürlich leicht und war sicher eine der besten Entscheidungen. Mittlerweile habe ich mich hier sehr gut eingelebt – ziehe jetzt dann auch in meine erste eigene Wohnung. Bisher habe ich in einer WG mit einem Teamkollegen gewohnt. Das Team hat mich sehr gut aufgenommen und alle haben mich in den ersten Wochen sehr gut unterstützt. Jetzt fühle mich sehr wohl dort, auch wenn ich am Anfang etwas unsicher war, da ich doch der Jüngste in der Mannschaft bin. Meine Familie hat mich in dieser Zeit aber in jeglicher Hinsicht optimal unterstützt und aufgefangen, wenn es mal nicht so einfach war. Ohne sie wäre das alles sicher nicht so einfach gewesen. Ich bin wirklich sehr froh darüber und möchte mich in diesem Zuge auch nochmal bei ihnen bedanken. Das alles ist wirklich keine Selbstverständlichkeit und eine große Ehre für mich.“

Wir fragten ihn, ob er sonst noch bemerkt hat, dass er der Jüngste in der Mannschaft ist … „Der Unterschied zum Training im Nachwuchsbereich ist schon groß. Das Training bei den Erwachsenen ist deutlich härter und intensiver. Aber genau das hat mir auch von Beginn an extrem gefallen. Ich habe gemerkt, dass mich das noch weiter nach vorne bringt, auch wenn es am Anfang echt brutal anstrengend war …“

Schule, Training und Spiele im Verein, Spiele/Turniere mit dem Nationalteam, eigene Wohnung, Pendeln, … wahrscheinlich fragst auch du dich gerade, wie sich das alles ausgeht – uns ging es genauso 😉

Thomas hat uns deshalb ein wenig auf die Sprünge geholfen … „Ich muss sagen, ich bin schon ein sehr strukturierter Mensch. Bei mir muss alles seine Ordnung haben, ob in der Wohnung, in meinen Mappen/Heften in der Schule oder auch im Training. Bei mir ist eigentlich immer alles geplant, strukturiert und organisiert. Ich habe meine fixen Abläufe und Rituale und wenn ich diese beibehalte, kann ich meinen Alltag gut strukturieren und meistern. Meine Trainingszeiten sind fix festgelegt – zweimal am Vormittag, immer direkt nach der Schule am Nachmittag und am Abend dann selbstständig meine eigenen Programme wie z.B. Dehnen. Nach dem Training am Nachmittag, bin ich dann wieder frei im Kopf, um die Dinge für die Schule zu erledigen. Davor hole ich aber auch gerne noch ein wenig Schlaf nach, denn der kommt manchmal ein wenig zu kurz … “

Diese Struktur braucht Thomas definitiv … Er erzählt uns von rund 20 Stunden in der Woche, welche er für seinen großen Traum aufwendet. 7 Trainingseinheiten, zwei Mal pro Woche Videoanalysen, präventive Einheiten, aktive Regenerationsmaßnahmen, … alles, was halt so dazugehört.

Doch was ist nun eigentlich sein großer Traum? „Kurzfristig gesehen, die EM heuer im Sommer mit dem U18 Nationalteam und natürlich eine wichtige Stütze in meiner aktuellen Mannschaft zu werden. Langfristig gesehen träume ich schon davon, mit einer Mannschaft in der Champions-League zu spielen. In Magdeburg durfte ich die sensationelle Stimmung bei solchen Spielen als Zuschauer oft miterleben. Die vollgefüllten Hallen, die motivierenden Fans, das ist einfach alles top…“

Wie viele von uns mitbekommen haben, hat das österreichische Herren-Nationalteam in den letzten Monaten ja sehr für Aufsehen gesorgt. Deshalb wollten wir auch noch wissen, ob sich dieser Erfolg auch auf die Handballwelt in Österreich ausgewirkt hat … „Auf uns Spieler im Nationalteam oder in der Bundesliga nicht direkt. Auf die kleineren Vereine und insbesondere auf die Nachwuchsteams aber enorm – man konnte schon einen „Anmelde-Boom“ bei den Kindern und Jugendlichen feststellen. Ich hoffe sehr, dass dieser Boom nicht zu schnell wieder abklingt und die Kinder, wie ich, die Liebe zum Handball entdecken und lange dabeibleiben. Man muss den Sport einfach für sich entdecken und eine richtige Liebe entwickeln. Wenn man selbst nicht zu 100% dahintersteht, wird man es in keinem Sport bis ganz nach oben schaffen.“

Lieber Thomas, wir sind fasziniert von deiner Professionalität und deiner Leidenschaft zum Sport. Wir alle drücken dir ganz fest die Daumen, dass deine Karriere weiterhin so erfolgreich verläuft! Wir freuen uns schon auf den Tag, an dem du im Trikot eines Champions-League-Vereins, in einer der großen Handballhallen dieser Welt, aufläufst und dir deinen Traum verwirklichst.

 

KURZ & KNACKIG:
Name: Thomas Wagner
Jahrgang: 2007
Sportart: Handball
Stärken: Spielintelligenz, Explosivität, Schnelligkeit, Kreativität

https://www.sn.at/sport/regionalsport/mit-jahren-sprung-spitze-151342756

https://www.handball-tirol.at/team

https://www.tt.com/artikel/30857793/vom-champions-league-sieger-nach-schwaz

https://www.krone.at/3246544

Bilder 2 & 4: Alexander Solc